Und täglich grüßt das Murmeltier… -
Leserbrief an die Zahnärztezeitschrift
dens
M-V aus 4-21
„
…Aber
was
ich
seit
14
Tagen
nun
wieder
erlebt,
zeigt
mir,
wie
richtig
meine
ersten
Eindrücke
waren.
Es
ist
ein
durch
und
durch
verloddertes,
unsagbar
elendes,
von
einem
anständigen
Menschen
gar
nicht
zu
tolerierendes
Institut.
Ich
sehe
ganz
klar,
wie
es
geändert
werden
könnte,
aber
zu
dieser
Änderung
wird
es
auch
nicht
kommen,
weil
das
Ministerium
in
seiner
dummen
Knickerei,
in
seiner
unfreien
Behandlung
aller
dabei
in
Betracht
kommenden
Fragen,
an
dem
Jammerzustand
geradeso
viel
Schuld
trägt
wie
die
Akademie
selbst.
Ich
ersehne
den
Moment,
wo
ich
aus
dieser
wichtigtuerischen
Hohlheit,
aus
diesem
Nichts,
das
mit
Feierlichkeit
bekleidet
wird,
wieder
heraus
sein
werde.
Dinge,
Personen,
Zustände
sind
alle
gleich
unerquicklich.
Ich
passe
in
solch
dummes
Zeug
nicht
hinein
und
will
mich
lieber
weiter
quälen.
Eine
gute
Theaterkritik,
um
das
Kleinste
herauszugreifen,
ist
viel,
viel
besser
als
diese
Reskripte-Fabrikation,
bei
denen
ich
noch
nichts
Erfreuliches
habe
herauskommen
sehn.
Übrigens
spreche
ich
über
diese
Dinge
zu
niemand,
am
wenigsten
in
diesem
Ton.
Die
Welt
verlangt
nun
mal
ihre
Götzen.
Meinetwegen,
wenn
ich
sie
nur
nicht
mitanzubeten brauche.“
Fontanes
Zitat
prangt
mich
von
unserer
Homepage
an.
Er
schrieb
es
1876,
als
er
nach
nur
wenigen
Wochen
seine
Tätigkeit
als
erster
Sekretär
der
Akademie
der
Künste zu Berlin mit einem Eklat niederlegte.
Ich
dagegen
lege
mich
um
7.30
Uhr
nieder
in
der
Ecke
unterm
Tisch
vor
meinem
Switch,
von
dem
mich
dutzende
blinkende
Lämpchen
angrinsen.
Im
Geiste
verbunden
bin
ich
in
diesem
Moment
mit
Kollegin
Silke
Neubert
aus
Schwerin
(dens
12/20):
„Morituri
te
salutant.“
In
unserem
VPN-Tunnel
ist
mal
wieder
Stau.
Mir
fehlen
gelbe
Felder
im
eGK
und
mein
Telefon
süffisiert
„Kein
Anschluss
während
dieser
Nummer…“.
Ich
gebe
alles,
obwohl
Montag
ist
und
wir
alle
mal
wieder
schlecht
geschlafen
haben:
Server
und
Client
werden
neu
gestartet,
das
Lesegerät
mehrfach
resetet,
der
Konnektor
stromlos
gesetzt
und
sicherheitshalber
auch
der
Router.
Die
Technik
quält
sich
nur
mühsam
in
den
Tag
nach
diesem
dritten
Wiederbelebungsversuch.
Trotzig
versucht
der
Konnektor
letzten
Widerstand:
`VPN-Fehler
0815.
Bitte
kontaktieren
Sie
Ihren
Anbieter.`
Nö,
ich
mag
jetzt
nicht
–
keinen
Bock
auf
Warteschleifen
und
Unzuständigkeiten!
Schaue
lieber
nochmal
zaghaft
auf
die
gelben Felder des eGK: Mein Glückstag – sie leuchten! Im VPN-Tunnel scheint zumindest der Standstreifen wieder frei zu sein…
Beseelt
versuche
ich,
meine
Mails
abzurufen
und
blicke
auf
die
Uhr:
08.02
Uhr.
Holy
shit!
Die
320
Mann
(und
Frau!
–
sorry,
2x
sorry
–
das
mit
dem
Genderdings
kriege
ich
als
alterndes
Deutschlehrerkind
wohl
nicht
mehr
hin)
starke
Kreisverwaltung
auf
der
anderen
Straßenseite
ist
nun
doch
schon
aufgewacht
und
mailiert
ebenfalls. Die letzten Bites stehlen sich aus meiner Leitung und der Browser verharrt in Totenstarre. Naja, irgendwann halten die Mittagsschlaf…
Dann
bricht
die
Sintflut
los:
Bestellpatienten
in
der
Menge
einer
vollen
Busladung,
dass
ich
denke,
Mädels,
ich
hab
euch
doch
lieb,
aber
ich
bin
bitte
keine
20
mehr,
und
als
Gratiszugabe
zerbrochene
Prothesen
sowie
Schmerzpatienten,
die
schon
drei
Tage
das
Gesicht
verzerren
und
ihre
akut
apikale
Parodontitis
bis
zum
Durchbruch
pflegen.
`Nee,
zu
einem
anderen
Doktor
gehen
wir
nicht.`
Würde
ich
auch
nicht
machen.
Wer
weiß,
mit
welcher
Demotivation
der/die
Notdiensthabende
in
defizitärer
Stimmung
und
gordischer
Verknotung
von
Verwaltungsdiktaten
versucht,
in
aller
Illegalität
die
Lex
so
zu
beugen,
dass
aus
der
Hoffnungslosigkeit
das
Machbare
gequetscht
wird.
Ich
verneige
mich
hier
in
Dankbarkeit
vor
unserem
Kollegen
Dr.
Mathias
Kühn
in
Bad
Doberan
für
seinen
ehrlichen
und
treffsicheren
Aufsatz
zum
Thema
Notdienst
in
dens
12/20
und
resümiere
das
prekäre
Honorarergebnis
meines
letzten
Notdienstes
mit
einem
Wochenend-Bruttostundenlohn
von
76,62
€
für
in
der
Sprechzeit
tätige
drei
Personen
incl.
Zahnarzt
sowie
die
119
unbezahlten
Stunden
der
Bereitschaft
über
die
Woche
hinweg.
Gleichzeitig
beschleicht
mich
ein
unbändiges
Neidgefühl
gegenüber
meinem
hausärztlich
tätigen
Freund,
der
sein
Geld
kassenvertragsoptimiert
im
(Bereitschafts)Schlaf
verdient.
Diese
kurze
emotionale
Entgleisung
wird
von
meiner
Erinnerung
niedergestreckt,
das
Notdienstproblem
bereits
im
Sommer
2019
in
einem
wiederholten
Schreiben
an
die
Kammer
thematisiert
zu
haben,
da
sich
in
unserem
mittlerweile
völlig
unterversorgten
ländlichen
Nordwestmecklenburg
die
Notdienstspirale
mit
rasanter
Geschwindigkeit
zu
drehen
begann.
In
einem
damaligen
Telefonat
mit
dem
zuständigen
Kammerkollegen
äußerte
ich
ebenfalls
meine
rechtlichen
Bedenken
zur
24/7-Regelung.
Der
EuGH
hatte
vor
Jahren
die
wiederholte
Abfolge
des
Sprechzeit-Notdienstbereitschafts-Marathons
für
Krankenhausärzte
untersagt.
Naja,
mag
sein,
dass
der
eine
oder
andere
Entscheider
gegen
uns
den
bismarckschen
Spruch
`Mecklenburg-Weltuntergang-50
Jahre
später`
bildungstechnisch
wortwörtlich
genommen
hat
und
den
Zustand
glaubhaft
für
unveränderbar
erklärte.
Schließlich
war
die
Bibel
nach
ihrer
Neufassung
im
Jahre
siebenhundertnochwas
auch
nicht
mehr
das,
was
sie
mal
war.
Und
okay,
dann
fiele
mir
noch
das
Dingsda
mit
den
nicht
lebensbedrohlichen
Zuständen
ein
und
die
Einordnung
durch
das
System,
nicht
systemrelevant
zu
sein.
Aber
wir
wollen
mal
nicht
so
kleinlich
sein.
Jedenfalls
zeigte
sich
der
Verantwortungskollege
in
Kenntnis
der
Sachlage
und
ja,
man
würde
um
eine
Lösung
ringen.
Man
ringt
seit
(mindestens)
18
Monaten.
Aber
auch
das
kann
schließlich
mal
untergehen
bei
der
querulativen
Beschäftigung
von
Kammerteilen
mit
sich
selbst,
bei
deren
toller
Außenwirkung und wahnsinniger Alltagsmotivation für mich selbst schon lange so kein Verständnis mehr aufkommen kann...
Die
alte
Frau
M.
sitzt
auf
dem
Stuhl.
Sie
hat
unterminiert!
Schmerzen.
35
muss
ex.
Beim
Medikamentenplan
wird
mir
schlecht.
Aber
ehrlich,
mir
war
schon
schlechter.
Es
gab
auch
schon
15
verschiedene
Medikamente,
drei
unterschiedliche
Verordner
und
-
mein
Gott
–
manch
einer
kann
sich
bei
der
Menge
wirklich
sein
Frühstück
sparen.
Da
bin
ich
doch
zahnarztfroh,
die
meisten
Sorgen
sofort
und
händisch
erledigen
zu
können.
Doch
der
Frohsinn
hält
nicht
lange:
`Blutverdünner?
Ja!
Hab
ich
heute
aber
mal
abgesetzt.
Wie
der
heißt?
Na
so
rosa
Pillen.
L,
L…`
Meine
Motivation
wankt.
Ich
frage
nach
dem
Hausarzt
und
das
Leiden
nimmt
kein
Ende:
MVZ
mit
hard-
und
softwareentnervten
Schwestern
sowie
unerreichbaren
Ärzten.
Und
das
Klingeln
meines
Telefonanrufs
verhallt
natürlich
im
Nirvana.
Mit
schlechtem
Gewissen
rufe
ich
meinen
eigentlich
unbeteiligten,
bereitschaftsgeschlafenen
Hausarztfreund
an,
kann
die
Situation
klären
und
extrahiere.
Vorher
quatsche
ich
trotz
meiner
sonst
verbalen
männlichen
Zurückhaltung
Omi
M.
frustrativ
energiegeladen
die
Ohren
so
voll,
dass
ich
eigentlich
keine
Injektion
mehr
brauche.
Sicherheitshalber lasse ich sie noch 30 Minuten ein Sprechzimmer blockieren und entschärfe mehrfach die Nebenkriegsschauplätze in den zwei anderen.
Während
meiner
einsetzenden
Kurzatmigkeit
holt
mich
meine
eine
Assistentin
beiseite.
Gestern
Teambelehrung.
Die
nette
Dame
von
der
TECOM
war
wieder
da.
Teambelehrung
ist
gut.
Arbeiten
zwar
alle
schon
20
und
mehr
Jahre
im
Job,
aber
man
kann
ja
was
vergessen.
Nee,
nicht
weil
wir
älter
werden.
Die
Festplatte
ist
voll.
Gut,
dass
wir
jetzt
wieder
wissen,
wo
links
und
rechts
ist.
Wird
zwar
was
anderes
gelöscht,
Plattenkapazität
ist
ja
nicht
ein
endloses
Universum,
aber
macht
nix.
Ach
ja,
und
wir
brauchen
noch
einen
Feuerlöscher.
Der
im
Keller
und
der
im
Dachgeschoss
reichen
nicht.
Erdgeschoss
muss
auch.
Und
einer
muss
noch
Brandschutzhelfer
machen,
Ausbildung
inklusive,
es
sei
denn,
er
arbeitet
bei
der
Freiwilligen
Feuerwehr.
Na,
ich
habe
zwar
fast
den
ganzen
Tag
Blaulicht
am
Hacken,
aber
für
die
Feuerwehr
habe
ich
keine
Zeit.
Nur
zum
Spenden.
Wer
weiß,
wozu
es
gut
ist.
Die
haben
ja
auch
schon
so
ihre
Lücken.
Schnell
schnappe
ich
mir
einen
Zettel.
‚Feuerlöscher‘
schreibe
ich,
bevor
die
Restkapazität
in
meinem
Zwischenspeicher
eliminiert
ist
durch
die
Verantwortlichkeiten
meiner
anderen
Karrieretitel
"Röntgen-
",
"Laser-",
"Hygiene-",
"DSGVO-",
"QM-",
"Arbeits-"
und
"Leiter-"
Schutzbeauftragter
neben
der
Tätigkeit
als
Unternehmer,
Arbeitgeber
und
ein
bisschen
noch
Zahnarzt. Ich fühle mich wie ein Streifenhörnchen: mit beiden Beinen schon im Knast...
In
der
Kaffeepause
werde
ich
zum
Tee
degradiert.
Massive
Herzrhythmusstörungen
und
Palpitationen
-
seit
sechs
Monaten,
seit
der
wiederholten
Auflage
PAR-
Wirtschaftlichkeit.
Mit
55
Jahren,
da
fängt
der
Kasper
an
–
oder
wie
meinte
das
Udo
Jürgens?
Nach
Mehrfach-EKG`s
und
buntem
(extra
liquidiert!)
Herzecho
sagt
der
Kardiologe
zu
mir,
es
sei
nichts
erkennbar.
Alles
junges,
festes
Fleisch,
zarte
Klappen.
Ich
solle
jetzt
mal
wieder
die
Yoga-
und
Meditationsübungen
aus
meiner
Burn-
out-Zeit
reloaden.
Mache
ich,
aber
der
kleine
Zappelphilipp
in
meinem
Inneren
lässt
nicht
mit
sich
reden.
Also
die
harte
Tour:
Betablocker
und
die
Erkenntnis,
mal
wieder
nur
am
Symptom,
nicht
aber
der
Ursache
arbeiten
zu
können.
Hier
fällt
mir
ein,
dass
ich
Ihnen
noch
ein
kurzes
Coming-out
zumuten
muss.
Ich
habe
mich
schon in dens 7/18 echauffiert und dabei queruliert.
Zaghaft
nippe
ich
an
meinem
Tee
und
öffne
die
Post.
Ein
Freudenschauer
zieht
über
meinen
Körper.
Die
AOK
hat
nach
fünf
Monaten
die
Bruchreparatur
einer
Frontzahn-Interimsprothese
bei
einem
betreuten
18jährigen
Härtefallpatienten
genehmigt.
Die
Härtefallregelung
muss
jetzt
alle
sechs
Monate
neu
beantragt
werden.
Mit
der
Globalisierung
endet
die
Präsenz
der
Kassen
vor
Ort
und
ergießt
sich
in
Unerreichbarkeit,
Anonymität
und
Unzuständigkeiten.
In
endlosen
Bandansagen
und
Warteschleifen
verrinnt
meine
Lebenszeit
bei
wiederholten
Schilderungen
zwischen
Krankenkasse,
Patient
und
Betreuerin
für
28
€
und
ein
paar
Zerquetschte
Honorar
:(. Prothese haben wir natürlich gleich repariert, aber erzählen Sie`s nicht weiter. Wir sind schon regressiert.
Apropos
Regress.
Beim
nächsten
Brief
droht
der
kleine
Herzkasper
in
mir
zum
Zampano
zu
mutieren
und
mein
Brustbein
von
innen
zu
zertrümmern:
Prüfungsstelle!
Vor
zwei
Wochen
saß
mein
altersweiser
Vater
vor
mir.
Er
hatte
Tränen
in
den
Augen
als
er
um
Worte
rang.
Habe
ich
nur
zweimal
in
meinem
Leben
gesehen.
Er
bat
mich,
meinen
Widerspruch
zum
vorhergehenden
Regressbescheid
(AOK,
PAR-OPG,
2700
€,
vier
Jahre
Laufzeit)
zurückzuziehen.
Es
war
Angst
um
meine
Gesundheit.
Habe
ich
getan,
nicht
aus
Überzeugung.
Der
kleine
Kasper
hämmert:
ungerecht,
ungerecht.
Es
war
nur
eine
kurze
Illusion
der
Ruhe,
nachdem
uns
auch
die DAK seit einigen Jahren mit den gleichen Geschützen und einer Endlosschleife von Planungsgutachten niederzumetzeln versucht.
Ich
zweifle
an
mir.
Ich
kann
den
Widerspruch
zwischen
dem
verantwortungsvollen
Einsatz
von
Röntgenstrahlung,
der
zur
Pflicht
erhobenen
Richtlinie
des
Alters
eines
PAR-OPG‘s
von
nicht
mehr
als
sechs
Monaten
und
dem
indirekten
Verlangen
der
Kassen,
die
Erbringung
von
Kassenleistungen
(PAR)
an
den
gesetzlich
nicht
erlaubten
Vollzug
der
Kopplung
mit
vorbereitenden
Privatleistungen
(Indizes,
GOZ
1000,
1010,
1040)
nicht
lösen.
Die
meisten
Patienten
kenne
ich
fast
mein
ganzes
Zahnarztleben
lang
und
einigen
müsste
ich
die
notwendige
Behandlung
verweigern,
weil
sie
das
vor-
und
nachbereitende
Prozedere
nicht
honorieren
oder
durch
Arbeitsstress
nicht
peinlich
genau
einhalten
können
oder
andere,
menschlich
nachvollziehbare
Gründe
haben.
Keine
Chance
(trotz
vorheriger
Genehmigung!),
ob
mit
oder
ohne
Erklärung,
die
Prüfungsstelle
besteht
auf
ihrem
Liebesentzug.
Nicht
nur
mein
Herz
blutet.
An
dieser
Stelle
Dank
an
den
Kollegen
Bartelt
aus
Spantekow
für
seine Ausführungen zu diesem Thema in dens 3/21.
Ich
zweifle
weiter.
Meine
Frau
hat
vor
zwei
Jahren
ihre
Kassenzulassung
halbiert.
Ihre
Titanschrauben
in
Höhe
L4/L5
lassen
sie
jeden
Tag
aufs
Neue
an
ihre
Grenzen
stoßen.
Ich
kann
nicht
mehr
kompensieren.
Das
Drehmoment
der
Alltagsspirale
hat
eine
Geschwindigkeit
erreicht,
die
mich
mehr
als
wanken
lässt.
Als
wir
uns
1994
niederließen,
lag
der
Versorgungsgrad
in
NWM
bei
ca.
96%.
Wir
waren
damals
der
einzige
Bereich
unter
100
Prozent,
heute
sind
es
neun
von
achtzehn.
Ich
schaue
mir
die
Zahlen
von
NWM
im
Detail
an:
9/19
81,3%,
3/20
79,8%,
9/20
73,8%.
Zum
Quartalsende
schließt
eine
weitere
Doppelpraxis,
noch
wieder
andere
sind
auf
dem
Absprung.
Schätze,
Mitte
21
liegen
wir
bei
deutlich
unter
70%.
Zum
Beginn
der
Pandemie
stürzten
auch
im
vorpommerschen
und
Müritzkreis
die
Zahlen
um
bis
zu
über
12%
innerhalb
von
drei
Monaten.
Die
30
Jahre
alten
Richtgrößen
kaschieren
dabei
noch
ein
ganz
anderes
Problem:
1994
lag
das
Verhältnis
Arbeit
am
Patienten
zur
Administrative
bei
80:20,
heute
bei
50:50.
Das
allein
generiert
schon
ein
deutliches
Unterversorgungsproblem
-
natürlich
nicht
politisch.
Nach
churchillscher
Statistenmanier
erfolgt
ein
kurzer
Lageblick
erst
ab
50%
und
fallend,
Reaktion
-
wenn
überhaupt
-
wahrscheinlich
erst
bei
null,
wenn
die
letzten
Kolleg*innen
(Heureka!
Ich
hab`s
gefunden!)
verschlissen
sind.
Na,
die
meisten
Verantwortlichen
in
gehobenen
–
auch
politischen
–
Funktionen
(in
Gesamt-
sowie
Ostdeutschland
separat
sind
es
nach
unterschiedlichen
Studien
zu
75
bis
knapp
99%
Westdeutsche)
haben
neben
fehlendem
Realitätssinn
ohnehin
keinen
Biss
mehr.
Nur
Herr
Glawe,
der
hatte,
zumindest
Ende
2017
bei
einem
netten
Plausch
in
unserer
Praxis
mit
Kaffee
und
Kuchen
(unter
20
€,
wegen
der
Korruption
–
ich
schwör`s!).
Danach
nicht
mehr.
Meine
zwei
nachfolgenden
Schreiben
sind
ihm
wohl
so
zu
Herzen
gegangen,
dass
er
nicht
mehr
die
Kraft
hatte
zu
antworten.
Ja,
und
weil
ich
so
gerne
Briefe
schreibe,
denn
wer
schreibt,
der
bleibt
(manchmal
auch
nicht
mehr,
wenn
man
zu
doll
schreibt…),
habe
ich
doch
gleich
mal
teils
mehrere
Frontberichte
an
Frau
Merkel
und
die
Herren
Spahn,
Lauterbach
und
Mohnstadt
gesendet
(ich
traue
mich
noch,
Herrn
Bartsch
zu
erwähnen).
Ich
wollte
nicht
mehr
auf
die
unbestrittenen
Bemühungen
unserer
immer
noch
idealistisch
agierenden
Vertretungen
warten,
deren
Stoßgebete
zwar
eine
kleine
Mine
beräumten,
aber
drei
große
Haufen
nach
sich
zogen.
Trotz
des
Gefechtsrauchs
und
der
Granatsplitter
in
meinem
Alltag
blieb
ich
in
meinen
Schreiben
erzogen
sachlich.
Ich
gewann
dabei,
allerdings
einzig
an
Erfahrung
bez.
der
Antworten:
80%
blieben
ohne,
15%
ergossen
sich
in
allgemeinen
Bla-bla-Textbausteinen
und
5%
in
monstädtischer
Stimmengewaltigkeit:
Der
CDU-Bundestagsabgeordnete
und
ausgewiesene
Gesundheitsexperte
(zu
letzterem
stilisierte
man
auch
Karl
Lauterbach)
Dietrich
Monstadt
–
von
seiner
Hompage
prominieren
Sprüche
wie
`Ihr
Mann
aus
MV`,
`Für
Sie
im
Bundestag`,
`Stark
für
Mecklenburg`,
`Ihr
Gesundheitspolitiker
in
Berlin`
und
`Wir
sind
für
Sie
da`…
-
ja,
Herr
Monstadt
antwortete,
per
Telefon.
In
einer
beeindruckenden
Korrektheit
erklärte
er
mir
so
lange,
dass
NWM
nicht
zu
seinem
Wahlkreis
gehöre,
bis
ich
in
meiner
Benommenheit
fast
schon
bereit
war,
meiner
Mitgliedschaft
in
der
nordwestmecklenburgischen
Einwohnergilde
abzuschwören.
Nur
mit
großer
Mühe
und
unter
meinem
kläglichen
Eingeständnis,
mir
bisher
keinen
eigenen
CDU-Gesundheitsexperten
leisten
gekonnt
zu
haben,
erreichte
ich
sein
Zugeständnis,
einer
Versammlung
aller
Heilberufe
in
Grevesmühlen
beizuwohnen.
Fast
ein
Jahr
lang
danach
bemühten
sich
Stadtverwaltung
und
Bürgermeister
vergeblich
um
Einigung
auf
einen
Termin
mit
dem
Bundestagsbüro
des
Politikers.
Zwei
weitere
Schreiben
von
mir
an
ihn
blieben
unbeantwortet.
Las
ich
nicht
kürzlich
in
der
`zm`
sein
Interview
mit
der
Aussage,
er
kenne
keine
Zahnärzte
mit
Problemen?
Da
hat
er
doch
wirklich
die
Wahrheit
gesagt!
Und
die
Plebs
behauptet
immer,
Politiker
erzählten
die
Unwahrheit! Naja, zumindest desavouiert sich die CDU derzeit selbst und lässt sich durch maskenhafte Skandale abwählen. Quis custodiet ipsos custodes?
Der
Kognitionsforscher
Prof.
Rainer
Mausfeld
von
der
Universität
Kiel
hat
solches
Gebaren
von
Verwaltungen
und
Verantwortlichen
(vor
1989:
Apparatschiks
–
Anm. d. Red.) einmal als `strukturelle Gewalt` bezeichnet. Ich empfehle sein Werk ‚Angst und Macht‘. 114 Seiten, hat man in ein paar Kaffeepausen beim Tee durch.
Naja,
last
but
not
least,
den
Trost
zum
Jahresende
brachte
dann
doch
noch
Jens
Spahn.
Danke,
danke
für
das
Danke.
War
den
Zahnärzten
ja
schon
angekündigt,
bevor
es
fertig
war.
Hat
der
Schreibende
da
Insiderwissen
verbreitet,
bevor
Herr
Spahn
die
Briefmarke
gekauft
hatte?
Das
verstößt
gegen
die
DSGVO!
Apropos
DSGVO.
War
da
was?
Wie
auch
immer,
ich
wollte
das
Dankesschreiben
gerne
drucken
lassen
und
es
mir
irgendwo
hinhängen,
damit
ich
es
immer
vor
Augen
habe.
Aber
leider
gab
es
mal
wieder
kein
Toilettenpapier
zu
kaufen
(Das
ist
jetzt
wirklich
ein
Fauxpas!).
Es
erinnert
mich
ein
bisschen
an
die
alten
Zeiten,
die
bei
der
NVA,
als
ich
wegen
meines
Maltalentes
ausgezeichnet
werden
sollte
und
der
Oberleutnant
schrie:
‚Kompanie
stillgestann!
Genosse
Klemp
vortretn!
Ich
belobige
Genosse
Klemp
mit einem Dank vor der versammelten Front! Genosse Klemp eintretn! Kompanie rührn!‘
Tja,
liebe
Kollegxxxinnxxxen
(nochmal
sorry,
ist
schon
spät,
hab
den
Stern
nicht
gefunden),
selten
so
noch
gelacht.
Die
Lage
ist
ernst.
Sie
war
es
schon
vor
Corona,
hat
sich
letztlich
nur
bis
zur
Hoffnungslosigkeit
beschleunigt.
Ich
bin
ein
lebensbejahender,
energiegeladener,
kreativer
Mensch,
einer
vom
alten
Schlag,
eigentlich
unkaputtbar.
Jetzt
bin
ich
müde,
warte
-
als
Kind
des
Ostens
eigentlich
schon
mit
Gelassenheit
-
auf
den
großen
Grabenbruch.
Die
Zermürbungstaktik
ist
gewollt,
weil
Widerstand
erodiert
und
Angst
diese
Tendenz
vervollkommnet.
Ich
kann
das
Gros
der
Patienten
nicht
in
die
gefühlt
drei
Schubladen
pressen,
die
mir
das
System
vorschreibt.
Und
ich
bin
es
leid,
mich
länger
rechtfertigen
zu
sollen
als
ich
am
Patienten
arbeite,
nur
weil
das
Vertrauen
in
nahezu
allen
gesellschaftlichen
Schichten
zerrüttet
ist
und
der
gesunde
Menschenverstand
zermürbt
das
Handtuch
schmeißt.
Ich
bin
es
leid,
als
einzige
Richtlinie
bei
der
Behandlung
von
Menschen
die
monetäre
Effizienz
anzusehen,
quasi
vom
Homo
sapiens
sapiens
zum
Homo
oeconomicus
zu
mutieren.
Wir
können
zwar
mit
gewaltigem
Apparateaufwand
den
Menschen
bis
in
die
Nanopartikel
seines
Körpers
verfolgen,
aber
seine
Seele
bleibt
uns
in
einer
Zeit
industrialisierter
Gesundheitsversorgung
mehr
und
mehr
verschlossen.
Und
doch
haben
die
alten
Chinesen
schon
vor
tausenden
Jahren
erkannt:
Die
Krankheit
des
Körpers
ist
Ausdruck
dafür,
dass
sich
die
Seele
nicht
in
Harmonie befindet.
Wie
steht
es
eigentlich
um
Ihre
Harmonie,
liebe
Kolleginnen
und
Kollegen?
Rechtfertigen
Sie
noch
oder
schwelgen
Sie
schon
in
Vorrententräumen?
Erstaunlich,
dass
Sie
bis
hierhin
durchgehalten
haben.
Kennen
Sie
eigentlich
alles
u.v.m.
und
hätten
es
ja
auch
mal
selbst
aufschreiben
können.
Haben
Sie
sich
nur
nicht
getraut,
oder?!
Vielleicht
hatten
Sie
ja
schon
Muffensausen,
weil
Ihnen
wieder
jemand
-
frustriert
und/oder
bezahlt
-
in
aller
Anonymität
eine
Null-Sterne-Bewertung
in
die
unendlichen
Weiten
des
Internetäthers
gedrückt
hat
wegen
Ihres
allzu
gekünstelten
Lächelns
über
Ihrem
CMD-geschädigten
Gebiss.
Machen
Sie
sich
nichts
draus.
Paragraph
1
Grundgesetz
(der
mit
der
Würde...)
ist
ja
wie
das
ganze
Gesetz
seit
70
Jahren
nur
ein
Verfassungsprovisorium.
Man
hätte
es
1990
aufpolieren
können,
aber schon mein alter Prof zu Studienzeiten hat gesagt: `Mach das Provisorium niemals so gut, dass der Patient nicht wiederkommt.`
Wachen
Sie
endlich
auf!
"Fassadendemokratie
und
tiefer
Staat"
lassen
grüßen
(Mies/Wernicke,
2017,
Promedia).
Da
wird
es
Zeit,
sich
auch
mal
vom
für
manch
einen
liebgewordenen
konventionell-elitären
Gehabe
zu
verabschieden
und
basisdemokratisch
in
Einheit
den
Aufstand
zu
proben.
Und
dabei
dürfte
es
nicht
nur
um
uns
gehen,
sondern
vor
allem
um
die
Wiedergewinnung
einer
realitäts-
und
patientenbezogenen,
bodenständigen
Zahnheilkunde,
die
sich
in
erster
Linie
an
den
Menschen
orientiert, die sich als Partner auf Augenhöhe in der Praxis begegnen.
An
dieser
Stelle
sei
all
denen
in
unseren
Standesvertretungen
und
Praxen
gedankt,
die
sich
in
ehrlicher
und
uneigennütziger,
oft
unbemerkter,
weil
nicht
zur
Schau
gestellter
Form
auch
für
die
alltäglichen
großen
und
kleinen
Dinge
einsetzen,
die
persönlich
für
uns
da
sind,
sich
noch
Verantwortung
zutrauen,
nicht
nur
Kritik,
sondern
auch
Verständnis
äußern,
das
Machbare
riskieren,
dabei
manchmal
den
dystopischen
Teil
unserer
Seele
streicheln
und
wie
die
Mädels
in
unserer
Praxis
einen
schon fast beängstigenden Optimismus ausstrahlen, um so quasi schützend die Hand über uns zu halten in den oft ermüdenden Alltagskämpfen. Danke.
ZA Thomas Klemp, Grevesmühlen im April 2021