Ambulante Gesundheitsversorgung in Gefahr – Gesundheitskollaps in MV!
Aufruf zur Protestveranstaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker Mecklenburg-Vorpommerns
am 08. November 2023 um 14 Uhr auf dem Alten Garten in Schwerin
Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege,
Sie sind Arzt, Zahnarzt, Psychotherapeut oder Apotheker in Mecklenburg-Vorpommern. Ihre Praxen und Offizinen bilden in unserem Flächenland ein dichtes und
unverzichtbares Netz zur wohnortnahen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit hochqualifizierten Leistungen der medizinischen Versorgung. Weit über jede
Regelarbeitszeit hinaus sind Sie mit Ihren Teams für Ihre Patienten und Kunden da und genießen deren uneingeschränktes Vertrauen. Sie sind Freiberufler, Unternehmer,
Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Sie tragen hohe persönliche Risiken im Interesse der Allgemeinheit und der Daseinsvorsorge. Ärgern Sie sich auch täglich über die
insuffizienten, staatlich bestimmten Rahmenbedingungen Ihrer Arbeit, auf die Sie keinen Einfluss haben? Kompensieren Sie diese Insuffizienz auch immer wieder mit
eigenen Mitteln und auf Kosten der Ihrer Arbeitszeit und Gesundheit, damit „der Laden läuft“? Sind Sie auch frustriert und wütend über abgehobene, arrogante und ignorante
politische Entscheidungen, die Ihnen den beruflichen Alltag erschweren? Haben Sie bislang auch weitgehend still vor sich hin gelitten, weil Sie am Ende eines langen Tages
zu müde waren, um sich aufzulehnen?
Es! Wird! Zeit! Das! Zu! Ändern!
Wir rufen auf zum Protest gegen eine Politik, die die Axt an unsere Praxen und Apotheken legt!
Wir fordern:
▪
Respekt und Anerkennung für unseren Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung, vor allem für die Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
▪
Eine klare Bestandsgarantie für unsere Praxen und Offizinen als unverzichtbarer Bestandteil der lokalen Daseinsvorsorge!
▪
Eine Befreiung von den Fesseln einer ausufernden und lähmenden Missbrauchs- und Kontrollbürokratie – Papier heilt keine Krankheiten!
▪
Das Ende einer insuffizienten, versorgungsbehindernden Digitalisierung, die nur den Kassen und der Industrie dient!
▪ Die Anerkennung der akuten Bedrohung der wohnortnahen ambulanten Gesundheitsversorgung durch eine verfehlte Gesundheitspolitik
– wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen!
Wir wollen laut und bunt und viele sein. Bringen Sie Ihre Teams mit, erscheinen Sie in Ihrer „Dienstkleidung“ und schreiben Sie Ihre Forderung zur Änderung der
Rahmenbedingungen auf ein Transparent.
Die Fachärztliche Vereinigung fungiert als Organisator der Veranstaltung. Die Organisation erfolgt in Abstimmung mit den Berufsverbänden, die Kassenärztliche
Vereinigung einschließlich ihrer Kreisstellen ist über die Veranstaltung informiert.
Fachärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern
Dr. Sylvia Schnitzer
Vorsitzende
FACHÄRZTLICHE VEREINIGUNG Mecklenburg-Vorpommern e.V.
KBV, KZBV und ABDA in der Bundespressekonferenz
Heilberufler richten „Notruf“ an den Kanzler
Zeigten Einigkeit (v.l.): Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV),
Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV) und Gabriele Regina Overwiening,
Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. zm_mg
01.11.2023
Eine
spürbare
Verschlechterung
der
flächendeckenden
und
wohnortnahen
Versorgung
sei
ein
absehbarer
Fakt,
sollte
sich
an
dem
schlingernden
Politikkurs
von
Bundesgesundheitsminister
Karl
Lauterbach
(SPD)
nicht
schnell
etwas
ändern.
So
lautete
die
Warnung
von
Kassenärztlicher
und
Kassenzahnärztlicher
Bundesvereinigung
(KBV
und
KZBV)
sowie
der
Bundesvereinigung
Deutscher
Apothekerverbände
(ABDA).
Am
19.
Oktober
richteten
sie
in
der
Bundespressekonferenz in Berlin einen gemeinsamen „Notruf“ an Kanzler Olaf Scholz und die Parlamentsvertreter.
Die
einzelnen
Probleme
seien
zwar
nicht
grundsätzlich
neu,
die
Ernsthaftigkeit
der
daraus
resultierenden
Bedrohungslage
dann
aber
doch.
Das
Zusammenspiel
von
Bürokratie-
und
Sparwahn,
holpriger
Digitalisierung,
dem
belastenden
Fachkräftemangel,
der
Arzneimittel-Lieferengpässe
und
wenig
Verständnis
des
Ministers
für
eine präventive Versorgung drohten die von der Bevölkerung hoch geschätzte Versorgung „unwiederbringlich zu zerstören“.
Martin
Hendges,
Vorstandsvorsitzender
der
KZBV,
schilderte
in
diesem
Zusammenhang
die
„verheerenden
Folgen
in
der
Versorgung
von
Patientinnen
und
Patienten
mit
Parodontitis“,
die
sich
aus
der
strikten
Budgetierung
des
GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes
(GKV-FinStG)
ergeben.
Das
Spargesetz
von
Minister
Lauterbach
grätschte
–
wie
vorhergesagt
–
mitten
in
die
Einführungsphase
der
neuen,
präventionsorientierten
Behandlungsstrecke
zur
Bekämpfung
der
Parodontitis.
„Schon
im
Gesetzgebungsverfahren
im
vergangenen
Jahr
hatten
wir
vor
den
Folgen
eingehend
gewarnt“,
erinnerte
Hendges.
Deshalb
habe
der
Bundestag
das
BMG
auch
gesetzlich
dazu
verpflichtet,
die
Auswirkungen
auf
die
Parodontitisversorgung
bis
zum
30.
September
2023
zu
evaluieren.
Doch
auch
Mitte Oktober liege das Ergebnis dieser Evaluation nicht vor.
„Behauptet Minister Lauterbach also nach wie vor, dass keine Leistungen gekürzt werden, ignoriert er die Konsequenzen
seines Handelns“, betonte der KZBV-Vorsitzende Martin Hendges. Mit Blick auf die Folgekosten nicht frühzeitig behandelter
Parodontitis, die sich allein im zahnärztlichen Bereich auf rund 200 Millionen Euro jährlich summierten, sei die Haltung
Lauterbachs obendrein unsinnig.
Im
Unterschied
zum
gemeinsamen
Evaluationsbericht
von
KZBV
und
der
Deutschen
Gesellschaft
für
Parodontologie
(DG
PARO).
Er
zeigt,
dass
die
Zahl
der
Neubehandlungsfälle
für
die
dreijährige
PAR-Behandlungsstrecke
eklatant
eingebrochen
ist
(zm
berichtete).
„Mit
rund
92.400
Neubehandlungsfällen
im
Juli
2023
sind
wir
bereits
jetzt
auf
das
niedrige
Niveau
vor
Einführung
der
neuen
Behandlungsstrecke
zurückgefallen“,
so
Hendges.
Ein
Ende
dieses
Trendverlaufs
sei
nicht
absehbar.
„Im
Gegenteil:
2024
verschärft
sich
die
Problematik
durch
das
GKV-FinStG
noch
weiter,
da
nur
noch
die
Mittel
für
die
unterstützende
Parodontitistherapie
bei
bereits
laufenden
Behandlungen
aus
den
Vorjahren
zur
Verfügung
stehen.
Für
neue
Behandlungsfälle
stehen
dann
keine
Mittel
mehr
zur
Verfügung
–
mit
fatalen
Folgen
für
die
Gesundheit
der
Bevölkerung.“
Wenn
Lauterbach
behaupte,
dass
keine
Leistungen
gekürzt
werden,
ignoriere
er
schlicht
die
Konsequenzen
seines
Handelns.
Mit
Blick
auf
die
Folgekosten
nicht
frühzeitig
behandelter
Parodontitis,
die
sich
allein
im
zahnärztlichen
Bereich
auf
rund
200
Millionen
Euro
jährlich
summieren, sei die Haltung Lauterbachs obendrein unsinnig.
„In der aktuellen Politik kann niemand ein strategisches Ziel erkennen“
Dem
pflichtete
auch
KBV-Chef
Dr.
Andreas
Gassen
bei:
In
der
aktuellen
Gesundheitspolitik
der
Ampel-Regierung
könne
„niemand
eine
ordnende
Hand
oder
ein
strategisches
Ziel
erkennen“,
sagte
der
KBV-Chef.
Lauterbach
habe
seinerzeit
zwar
versprochen,
unter
ihm
werde
es
keine
Leistungskürzungen
geben,
„tatsächlich
läuft seine ganze Politik aber genau darauf hinaus, wenn er die ambulanten Strukturen mit selbstständigen Freiberuflern als Rückgrat der Versorgung zerstört".
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen vermisst im Umgang mit Lauterbach den sonst mit Gesundheitsministern üblichen
„konstruktiven Dialog“. Die aktuelle Haltung des Ministers, der Gesprächspartner zu Kronzeugen von dessen Planungen
degradiere, habe der Berufsstand noch nicht erlebt.
Bürokratie,
Budgetierung
und
Fachkräftemangel
erschwerten
die
Arbeit
der
Niedergelassenen
und
verschärften
das
Nachwuchsproblem.
Wenn
sich
die
Babyboomer
in
den
Ruhestand
verabschieden,
steuere
Deutschland
auf
einen
Versorgungsengpass
zu.
Schon
jetzt
seien
manche
Praxen
aufgrund
des
anhaltenden
Fachkräftemangels
dazu
gezwungen,
nur
noch
an
vier
Tagen
pro
Woche
Sprechstunden
anzubieten.
Gleichzeitig
läge
die
Budgetquote
bei
sieben
bis
zehn
Prozent
–
wirtschaftlich
sinnvoll
in
der
ohnehin
angespannten
Lage
sei
es
für
die
Niedergelassenen
also,
jede
zehnte
Leistung
nicht
zu
erbringen.
„Und
die
Bürokratie
ist
ein
Riesenthema“, sagte Gassen und rechnete vor, dass die Niedergelassenen im Durchschnitt 61 Arbeitstage pro Jahr auf die Bürokratie verwenden.
ABDA-Präsidentin
Gabriele
Regina
Overwiening
stellte
die
Situation
der
Apothekerinnen
und
Apotheker
im
Land
vergleichbar
dramatisch
dar:
„In
der
Lieferengpass-Krise
beweisen
die
Apotheken
erneut,
wie
wichtig
sie
für
die
Daseinsvorsorge
sind.
Im
Auftrag
der
Politik
übernehmen
sie
immer
mehr
Aufgaben
in
der
wohnortnahen
Versorgung
–
doch
trotz
steigender
Kosten
wurde
unsere
Vergütung
seit
elf
Jahren
nicht
angepasst.“
Infolgedessen
befinde
sich
die
Zahl
der
Apotheken im Sinkflug.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening wertete den gemeinsamen Auftritt vor der Bundespressekonferenz als
„Tag der Enttarnung“, an dem den Mitgliedern des Bundestags sowie Kanzler Olaf Scholz aufgezeigt werde, was die
aktuelle Gesundheitspolitik für die Versorgungssituation in Deutschland bedeutet.
„Die
Bundesregierung
muss
das
flächendeckende
Apothekennetz
schnellstmöglich
stabilisieren“,
forderte
Overwiening.
Andernfalls
drohte
die
Abwanderung
des
pharmazeutischen Nachwuchses in die Industrie oder Krankenkassenlandschaft. Sie betonte: „Apotheken sind mehr als reine Medikamentabgabestellen.“
Quelle: zm-online
Vorstandsvorsitzender
der
Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung,
Martin
Hendges,
erläutert
in
einem
neuen
Video,
warum
die
Unterstützung
der
Kampagne
„Zähne
zeigen“
durch
Patientinnen
und
Patienten
wichtig
ist
und
wie sich diese beteiligen können.